Als im Oktober 2008 mit der Ernst-August-Galerie schließlich auch im Herzen von Hannover die Zeit der Malls angebrochen ist, war schon klar, die Verhältnisse in der Innenstadt würden sich verschieben. Ein deutliches Zeichen war das aufflammende Interesse am Rosenquartier, das zwischen Schillerstraße und Kurt-Schumacher Straße für Jahrzehnte ehr zu den abseitigen Bereichen der hannoverschen Innenstadt zählte.
Was für den westlichen Teil der Innenstadt eine günstige Prognose erwarten läßt, Pläne für die lange geplante U-Bahnline Steintor-Hauptbahnhof werden wieder diskutiert, der Umbau der Langen Laube beginnt dieser Tage, städtebauliche Wettbewerbe beschäftigen sich mit dem Steintorplatz und es gibt Gerüchte über eine Neuordnung der Besitzverhältnisse der barackenartigen Bebauung westlich der Nordmannpassage, bedeutet aber für den südlichen Teil der Innenstadt die Gefahr, endgültig in Abseits zu geraten. Schon seit Jahren ist spürbar, daß das Interesse an der der Altstadt als Einkaufsort und Kneipenviertel nachläßt. Und auch die zwischen Altstadt und Hauptbahnhof liegende moderne Einkaufsstadt hat mit Schwierigkeiten zu Kämpfen.
Fast zeitgleich mit der Eröffnung der ECE-Mall wurde im Herbst der Umbau des Platzes der Weltausstellung und der angrenzenden Straßen (die sogenannte "Südkurve") fertig. Eine Aufwertung, die vorläufig gelungen scheint. Aber man muss nur der Osterstraße ein wenig weiter in Richtung Schmiedestraße folgen und schon nach wenigen Schritten scheint der Ort unwirklicher zu werden, weniger stark frequentiert und überlebt. Hier steht auch das Sinn-Lefers Kaufhaus, das in wenigen Wochen geschlossen wird. Was dann mit dem Gebäude oder dem Grundstück geschieht, ist derzeit ungewiss.
Prominenter noch das Kaufhaus Galerie Kaufhof an der Marktkirche, früher einmal Horten, mit der klassischen Eiermann Fassade. Heute zählt es noch zu den Ankern im Gefüge der südlichen Innenstadt und sorgt für entsprechende Kundenströme, allerdings ist die Zeit der großen Kaufhäuser, zumindest derzeit, vorbei. Kaufhof unterhält derer zwei in Hannover. Spekulationen über ein Ende des Hortenhauses sind daher nicht neu.
Was aber kommt danach? Manch einer wünscht sich kleinteiligere Bebauung und im Stadtplanungsforum HannoverCity 2020 wurde Wohnbebauung grade für eine solche Lage angeregt. Wichtig wird bei all dem aber auch sein, die Altstadt und die Übergänge in den historischen Kern Hannovers mit einzubeziehen. Sonst verkommt dieser Teil Hannovers noch zu einer leblosen Museeumskulisse.
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